Freitag, 27. Dezember 2013

Sony Smartwatch 2

(Dem geschenkten Gaul ins Maul geschaut)



Es war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Frau und meiner Schwiegermama. Das ist aber kein Grund, dieses Gadget nicht dennoch einem kritischen Blick zu unterwerfen. Eigentlich wollte ich sie mir schon längst selbst kaufen, da ich nach langer Recherche die Smartwatch 2 von Sony für die aktuell gelungenste Smartwatch-Interpretation halte. Um so schöner war die Überraschung, das schnuckelige Gadget unterm Weihnachtsbaum gefunden zu haben.





Unboxing

Die SW2 kommt in einem schwarzen Kunststoffwürfel (für die Mathematiker unter euch: genau genommen ist es ein Quader) mit transparenter Front. Das sieht schon mal recht schlicht und edel aus.
Im Innern der Verpackung gibt sich Sony genau so schlicht. Die Uhr selbst ist auf einen Hartschaumstoff-Klotz gespannt und lässt sich einfach herausnehmen. In einem Kistchen darunter findet man nur noch ein etwa 10cm langes kurzes Micro-USB-Ladekabel und 6 kleine Faltblätter mit Schnellanleitung und Betriebshinweisen in 4 Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch).
Auf ein Netzteil wurde bewusst verzichtet, was ich positiv bemerken möchte, denn USB-Netzteile stapeln sich hier inzwischen bis unters Dach.
Wo ich einerseits eigentlich ein großer Freund übersichtlicher Verpackungsinhalte bin, so habe ich hier andererseits doch auch zwei Kritikpunkte anzumerken. Zum einen ist das Ladekabel extrem kurz und in der Form eigentlich unbrauchbar. Zum anderen fehlt bei der Variante mit Metallarmband ein Werkzeug und eine Anleitung zum Entfernen einzelner Glieder. Dass die Stifte herausgeschlagen statt herausgedreht werden müssen, ist nämlich nicht gleich ersichtlich. Am Uhrmacher führt hier selbst bei handwerklich begabten Naturen kein Weg vorbei. 10min Wartezeit und 3,50 Euro später war mein Armband dann um 2 Glieder kürzer. Passt jetzt fast perfekt! Nur soviel vorweg: ich werde wohl trotzdem mittelfristig ein anderes Armband kaufen.

Hardware

Sony selbst gibt sich bei den technischen Daten wortkarg und liefert beim Gewicht teils widersprüchliche Angaben, also war etwas eigene Recherche nötig.

Abmaße: 42x41x9mm
Gewichte:
 - 23,5g (nur die Uhr, selbst ermittelt)
 - 41g (Uhr mit Silikonarmband, Herstellerangabe)
 - 132g (Uhr mit Metallarmband, selbst ermittelt)
Prozessor: 180MHz ARM Cortex-M4 von STMicro
RAM: unbekannt
Display: transflexives TFT-LCD mit 1,6 Zoll, 176x220 Bildpunkten (176 ppi) und 16Mio. Farben
Displayglas: Kratzschutz unbekannt
Gehäuse: Aluminium-Rahmen, schwarz anodisiert
Armband: 24mm breites, beliebig austauschbares Standard-Armband
Akku: 3,7V, 225 mAh für bis zu 7 Tage Nutzungsdauer (3-4 Tage bei normaler Nutzung)
Schnittstellen: Bluetooth 3.0, Micro-USB 2.0 und NFC
Sensoren: Beschleunigung, Annäherung, Umgebungslicht und ein Kompass
App-Angebot: Dank Abwärtskompatibilität zum Vorgängermodell weit über 200 verschiedene Apps
Betriebssystem: angepasstes Android (Version unbekannt)
Besonderheiten:
- gemäß Schutzklasse IP57 gegen Staub und zeitweiliges Untertauchen (30min bei 1m Wassertiefe) geschützt
- funktioniert mit nahezu allen Android-Geräten ab Android 4.0


Erste Überlegungen


Sonys Smartwatch 2 ist mit teilweise schon deutlich unter 150 Euro Straßenpreis eine der eher günstigeren Smartwatches. Vergleichen wir sie doch mal mit der in Deutschland aktuell kaufbaren Konkurrenz.

Pebble
Die Pebble kostet um die 220 Euro. Sie hat ein kleineres und niedriger auflösenderes Display, allerdings nutzt das Display eInk, ist also nur schwarz/weiß. Bluetooth gibt es hier schon in Version 4.0 mit Low Energy Profile und das Armband ist ebenfalls austauschbar. Die Pebble ist zudem deutlich kleiner als die Sony SW2 und mit knapp unter 40g ebenfalls sehr leicht. Trotz aller Stromsparfunktionen (eInk, BT 4.0) kommt sie leider auch nur auf eine Laufzeit von 5-7 Tagen. Die Pebble hat den unbestreitbaren Vorteil, neben Android auch unter iOS betrieben werden zu können. Sie ist also die derzeit einzige Smartwatch für iPhone-Besitzer. Der ganz dicke Nachteil ist das derzeit noch recht beschränkte App-Angebot. Dafür gibt es aber ein Framework mit dem man sich kinderleicht eigene Watchfaces (Ziffernblätter) erstellen kann, was die Pebble sehr individuell macht.
Die Pebble in Deutschland zu bekommen, geht derzeit nur über den Privatkauf in den USA oder über kleinere Importeure. Einen offiziellen Verkaufsstart für Europa gab es bislang nicht.

Samsung Galaxy Gear
Inzwischen auch auf einen Straßenpreis von um die 250 Euro gefallen, ist diese 80g-Umschnallhantel aus der Muckibude auch in Sachen technische Daten ein richtiges Schwergewicht. 320x320 Pixel AMOLED-Display (leider wieder nur PenTile-AMOLED), 800MHz Prozessor mit 512MB RAM, 4GB Flashspeicher, 2MPx-Kamera und Bluetooth 4.0 stehen hier auf der Habenseite. Dass es Samsung dennoch geschaft hat, dass sich die Uhr auch nach dem drölften Update noch nicht ruckelfrei bedienen lässt, ist fast schon gute Tradition. Die dicke Hardware zeigt sich somit vor allem im Stromverbrauch. Samsung selbst gibt magere 2 Tage Akkulaufzeit an. Meist kommt man bei normaler Nutzung aber wohl gerade so über einen Tag. Die Uhr muss also jeden Abend ans Ladegerät in die proprietäre Ladeschale. Ein weiterer Nachteil: die Gear arbeitet nur mit einer handvoll Samsung-Telefonen zusammen. Anfangs nur zum Note 3 kompatibel, wurden später auch die Modelle Galaxy S3, S4, Note 2 und Note 10.1 nachgeschoben. Ob weitere ältere Modelle hinzukommen ist bei Samsungs Update-Politik fraglich. Entsprechend der kleinen potentiellen Käuferschicht ist auch das App-Angebot sehr übersichtlich. Die wenigen existierenden Apps sind allerdings durchweg sehr ordentlich.
Ein weiterer Showstopper ist das Armband. Dieses Verschleißteil Nr.1 jeder Uhr ist, dank der eingebauten Kamera, nicht austauschbar. Aus Silikon ist es trotzdem. Ein kleiner Riss im Armband wird da schnell zum finanziellen Fiasko. Ebenfalls mindestens unschön: ohne verbundenes Samsung-Smartphone kann die Uhr genau nix. Es gibt keinen Standalone-Modus.
Vorteile hat die Gear freilich auch. Dank eingebautem Mikro und Lautsprecher lassen sich Telefongespräche direkt an der Uhr führen und die Steuerung einiger Funktionen per Sprache (S-Voice) ist ebenfalls möglich. Auch kann die Uhr (im Gegensatz zur Sony SW2) akustische Signale abgeben und nicht nur vibrieren. Die 2MPx-Autofocus-Kamera reicht im doppelten Wortsinn für einfache Schnappschüsse aus dem Handgelenk und 720p-Videos mit maximal 15s Laufzeit.
Die Galaxy Gear liegt trotz zahlreicher Schnäppchen-Aktionen Samsungs wie Blei in den Regalen. Aus technischer Sicht derzeit sicherlich eine der interessantesten Smartwatches am Markt, doch Samsung hat sich das Geschäft durch die Zwangsverbundelung mit hauseigenen Telefonen, der proprietären Ladeschale und auch der indiskutablen Akkulaufzeit selbst verhagelt. Die Techblogs dieser Welt sind voll mit vernichtenden Urteilen. So was kauft am Ende keiner mehr.

Weitere Modelle

Die Sony Smartwatch, also das Vorgängermodell der SW2, ist mit der SW2 uninteressant geworden. Mit einem Straßenpreis von unter 80 Euro ist sie vielleicht noch was für Sparfüchse. Auf ein transflexives Display muss dann allerdings verzichtet werden, staub- und wasserdicht ist sie auch nicht und das Ladekabel proprietär. Sony hat allerdings Mitte des Jahres die Firmware für Entwickler freigegeben, was den geneigten Bastler durchaus einige Wochenenden von der Familie fernzuhalten vermag.
Die MyKronoz ZeNano (130 Euro) wird zwar als "Smartwatch" verkauft, hat aber einen äußerst beschränkten Funktionsumfang, der über Telefonieren und Sprachnotizen nicht hinausgeht.
Selbiges gilt für die Cookoo Watch, die eigentlich eine ganz normale, mechanische Quarz-Uhr mit simpler Benachrichtigungsfunktion ist. Manchem reicht genau das völlig aus.
Die Qualcomm Toq ist ein sehr interessantes Modell mit spannender Hardware, wird aber derzeit meines Wissens nur in den USA vertrieben und ist mit 350 US$ auch noch mal eine ganze Spur teurer als die Samsung Gear und Sony Smartwatch. Dafür mit dem hochauflösenden Mirasol-Display auch ein echter Langläufer.
Apples iWatch ist immer noch ein Gerücht. Ein bestätigtes zwar, aber noch ohne Hinweise auf Hardware, Design und Funktionsumfang. Die wenigen Menschen, die einen Prototypen der iWatch bereits sehen durften, sind allerdings hellauf begeistert. Hier könnte sich das Warten tatsächlich lohnen.
Googles Nexus Gem ist auch der Gerüchteküche noch nicht entkommen. Lediglich einige zugängliche Patentschriften und ein in Android gefundener Gerätenamen lassen eine Google-Smartwatch namens "Gem" erahnen. Konkretes gibt es, wie bei Google üblich, erst 4 Wochen nach dem Verkaufsstart.
Die von Pearl vertriebene Simvalley Mobile lasse ich mal direkt unbeachtet. Das Ding ist ein mehr oder weniger vollwertiges Smartphone im Uhrenformat und spielt entsprechend in einer ganz anderen Liga.
Dasselbe gilt für die Neptune Pine. Ein interessantes Projekt, das sein Fundingziel schon innerhalb weniger Stunden erreichte. Doch auch hier handelt es sich um ein vollwertiges Smartphone im Uhrenformat und einen ziemlich gewaltigen Prügel.

Na denn mal los

Einzuschalten ist die Uhr mit einem längeren Druck auf den einzigen Knopf am Gerät. Sonys klassischer Silberknopf, wie man ihn schon von hochwertigen Xperia-Geräten kennt.
Das Koppeln der SW2 mit dem Smartphone ist lt. Anleitung kinderleicht. Wer ein NFC-fähiges Smartphone besitzt, braucht die Uhr nur an das Smartphone halten und dem weißen Kaninchen den Bildschirmanweisungen folgen.
Das hat in meinem Fall irgendwie nicht geklappt. Mein Nexus 4 wollte partout nicht per NFC mit der Smartwatch kommunizieren. Warum das so war, habe ich nicht näher erforscht. Also fix ins Bluetooth-Menü, neue Geräte suchen, Smartwatch auswählen, zwei Sekunden warten, fertig. Die NFC-Kopplung wäre natürlich geekiger gewesen.
Anschließend sind noch zwei Apps (auf vorbereiteten Sony-Geräten nur eine) herunterzuladen und schon kann es losgehen. Die eine App ist "Smart Connect", eine App, die auf vielen Sony-Geräten schon vorhanden ist und die Steuerung aller angeschlossenen Bluetooth-Geräte übernimmt. Die andere App heißt "SmartWatch 2" und ermöglicht die Konfiguration der Smartwatch, wie bspw. das Hochladen und Einstellen der Apps, Firmwareaktualisierungen, etc. pp.




Sony selbst gibt an, dass einige mitgelieferte Apps, wie bspw. "Call Handling", nur mit Sony-Geräten funktionieren. Ich konnte mit meinem Nexus 4 jedoch keine Funktionseinschränkungen feststellen. Möglicherweise sind inzwischen eine Updates gelaufen, die diesen Mangel behoben haben. Schließlich ist die Uhr ja derweil schon 6 Monate am Markt.

Der erste Gehversuch mit der Uhr ist die Auswahl eines schönen Ziffernblatts, auch Watchface genannt. Sony selbst liefert 10 mehr oder weniger schöne Watchfaces mit. Mit Ziffernanzeige oder klassischem Zeiger, mit oder ohne Datum, schwarz auf weiß, oder weiß auf schwarz. Da ist für jeden was dabei. Sekundenzeiger gibt es mit Rücksicht auf die Akkulaufzeit nicht. Wer farbige Watchfaces möchte, findet sein Seelenheil ganz gewiss im Play Store.


Display

Mit seinen 1,6 Zoll und einer Auflösung vom 220x176 Bildpunkten gehört das Display der SW2 mit seinen 176ppi zu den etwas schächer auflösenden Displays auf dem Smartwatch-Markt. Icons und Text versprühen den Charme der allerersten Handys mit Farbdisplay. Texte und Bilder sind gut zu lesen, wirken aber teilweise sehr pixelig. Fotos sehen den Umständen entsprechend sehr gut aus. Bei der Farbtreue muss man keine großen Abstriche machen.
Da Sony auf ein ganz traditionelles TFT-LC-Display gesetzt hat, sind die o.g. Einschränkungen technisch bedingt und ein Teil des Kompromisses, den man bei Smartwatch-Displays immer wieder eingehen muss. Die Zahl der sinnvollen Technologien, die den Spagat zwischen Auflösung und Akkulaufzeit bewerkstelligen können, ist leider noch sehr beschränkt.
Die LCD-Technologie bietet die Möglichkeit eines transflexiven Displays. Hier ist nicht nur die Bilddarstellung selbst sehr energiesparend, sondern kommt bei großen Kontrastunterschieden (z.B. schwarz/weiße Ziffernblätter) auch ohne zusätzliche Hintergrundbeleuchtung aus.
Weitere sehr sinnvolle Ansätze gibt es mit eInk (Pebble) oder Mirasol (Qualcomm Toq) die ihren Bildschirminhalt ganz ohne Stromversorgung aufrecht erhalten können. eInk hat aber den Nachteil der reinen Schwarz/Weiß-Darstellung. Mirasol kann zwar Farbe, ist aber auch derzeit noch eine sehr teure Technologie.
Samsung nutzt AMOLED und hat damit den Vorteil der hohen Auflöung auf seiner Seite, kämpft aber mit geringen Akkulaufzeiten.

Aus heutiger Sicht sehe ich Mirasol mittelfristig als die Technologie der Wahl, wenn es um Wearables wie Smartwatches und Datenbrillen geht. Für einen breiten Einsatz sollten aber die Produktionskosten solcher Displays deutlich sinken.

Langfristig könnten Ferroelektrische LCDs (FLCD) vielleicht die Lösung sein.


Geschwindigkeit / Bedienung

Die SW2 kann pro Display-Seite sechs App-Symbole anzeigen, die Anzahl der Seiten scheint dabei unbegrenzt zu sein. Das Scrollen zwischen den Seiten per seitlicher Wischgeste erfolgt schnell und ohne spürbare Ruckler.
In der Kopfleiste erfährt man stets den ungefähren Akustand, sieht auf welcher Display-Seite man sich befindet, ob die Bluetooth-Verbindung zum Telefon steht und die Uhrzeit. Mit einem Wisch von oben nach unten erhält man Zugriff auf die letzten eingetroffenen Benachrichtigungen.
Unter dem Display findet man die bekannten 3 Navigationssymbole von Android wieder. "Zurück", "Home" und "Menü" haben dieselbe Funktion, wie man sie auch am Telefon kennt. Dabei ist auch an der Uhr zu beachten, dass nicht jede App die gebotenen Funktionen auch nutzen muss. Die meisten tun es, eine einheitliche Design Guideline findet man aber nicht.

Apps

Letztlich steht und fällt eine Smartwatch jedoch mit den verfügbaren Funktionen in Form von Apps.
Die SW2 kommt von hause aus mit lediglich 4 vorinstallierten Apps daher. "Alarm", "Stopwatch", "Timer" und "Flashlight". Die Namen sind soweit selbsterklärend. Flashlight dürfte hier die sinnloseste App sein. Die SW2 hat keine wirkliche Taschenlampenfunktion, die App macht lediglich den Bildschirm komplett weiß und dreht die Beleuchtung auf Maximum. Das reicht, um im Vollrausch den Zündschlüssel ins Schloss zu friemeln, zu mehr aber nicht. Wer im Wald eine Leiche zerteilen muss, sollte sich nicht auf diese Uhr verlassen.
Wer diese vorinstallierten Apps nicht nutzen möchte, kann sie im Einstellungs-Menü einfach ausblenden. Alle weiteren Apps findet man im Play Store oder bequem über die Suchfunktion in der Smartwatch-App am Telefon. Zahlreiche Apps sind kostenlos, viele aber auch kostenpflichtig. Vor allem weitere Watchfaces lassen sich die Entwickler gerne fürstlich entlohnen.

Die Installation von Apps erfolgt ganz bequem über die Smartwatch-App. Die Deinstallation ist allerdings etwas fummeliger. Da viele Smartwatch-Apps nicht im App-Drawer des Telefons erscheinen, muss man sich hier etwas umständlich durch die App-Liste in den Settings am Telefon wühlen. Ein "Uninstall"-Button in der Smartwatch-App wäre hier ein wünschenswertes Feature.

Nach einigen Tagen herumprobieren, haben sich einige Apps als sinnvoll und empfehlenswert herausgestellt. Alle vorgestellten Apps sind kostenlos.

Call Handling
Originale Sony-App, die das Annehmen und Ablehnen von eingehenden Gesprächen ermöglicht und über Dial Pad oder Kontaktliste eigene Anrufe initiieren kann. Telefoniert wird mangels Mikrofon und Lautsprecher jedoch weiterhin über das Smartphone oder Headset.

WatchIt!
Die vermutlich wichtigste App stellt Notifications aller am Smartphone installierten Apps und Systemdienste an die Smartwatch weiter. Kann umfangreich konfiguriert werden. Der General-Ersatz für alle Apps, die es noch nicht gibt. Funktioniert hervorragend mit Hangouts, Whatsapp und Google Search/Google Now.

Calendar
Wird wohl meine zweitwichtigste App. Das fängt schon morgens mit dem Programmieren des Auto-Navis an, geht vor der Tür meines Kunden weiter (wie heißt noch mal mein Ansprechpartner?) und endet beim Kunden selbst mit der Frage, was ich dort überhaupt machen soll. Bislang alles Situationen, in denen ich mein Smartphone brauchte. Aus der Tasche fingern (in welcher ist es?), Einschalten, Bildschirmsperre aufheben (nerviger 6-stelliger Code), dabei dreimal vertippen, Kalender-App öffnen, Termin öffnen, zu den Details scrollen.
Das fällt jetzt alles weg. Mit genau 4x drücken bin ich nun bei den gewünschten Informationen. Das wird für mich ganz sicher eine ordentliche Arbeitserleichterung und kann nur noch Google Glas getoppt werden.

Weather
Kleine Wetter-App, die das aktuelle Wetter grafisch anzeigt und in Textform die Vorhersage der nächsten 3 Tage.

QuickCalc
Taschenrechner App mit vielen Funktionen.

ModeChanger
Ermöglicht es, die Betriebsmodi des Smartphones zwischen "Normal", "Leise" und "nur Vibration" umzuschalten.

Gmail
Einfacher GMail-Client. Ermöglicht das Lesen eingehender Mails von einem eingerichteten GoogleMail-Konto. Mails werden hier vollständig, allerdings ohne grafische Inhalte angezeigt.

Missed Call
Weist auf entgangene Anrufe hin. Sinnvoll, wenn das Telefon auf Lautlos gestellt ist.

Slideshow
Kann durch die Bildergalerie auf eurem Smartphone blättern und zeigt die Bilder auf der Uhr an. Funktioniert erstaunlich gut.

Music Player
Steuert den Music Player auf eurem Smartphone.

Tic Tac Toe
Was wäre ein Gadget ohne Spiele? Tic Tac Toe ist eine kurzweilige Umsetzung des bekannten Spiels. Leider ohne KI-Gegner, aber in Bus oder Bahn ein witziger Zeitvertreib mit Aufmerksamkeitspotential.

Weitere Apps müssen sich erst noch im Alltag beweisen. Die schiere Masse macht es auch einfach unmöglich, alle zu testen. Das Angebot lässt aber ganz sicher keine Wünsche offen. Da Sony die APIs zur freien Verfügung stellt, kommen fast täglich neue Apps hinzu.

Das Sortieren der Apps am Bildschirm hat Sony weniger gut gelöst. Man hat die Wahl zwischen einer alphabetischen Sortierung und einer automatischen Sortierung nach Nutzungshäufigkeit. Eine manuelle Sortierung ist leider nicht vorgesehen.
Aufgrund des recht langsamen Prozessors überraschen einige Apps, wie bspw. der Kalender, mit ungewohnten Ladezeiten von durchaus mal 1-2 Sekunden. Das ist nicht unbedingt nervig, aber eine erwähnenswerte Schwachstelle.


Der Akku

Bei jedem mobilen Gadget ist es die Gretchenfrage: "Heinrich, wie hältst du es mit der Religion Akkulaufzeit?"
Die ist tadellos. Jetzt, nach knapp 3 Tagen intensiver Spielerei und einem noch fast jungfräulichen Akku, hab ich noch über 40% Kapazität zur Verfügung. Nach einigen weiteren Ladezyklen und wenn ich meine Spiel-Phase überwunden habe, gehe ich von einer realistischen Laufzeit von 4-5 Tagen aus.
Das Aufladen selbst geht erfreulich schnell und dauert deutlich weniger als eine Stunde.

Verarbeitung und Design

Am Design kann man eigentlich nicht meckern, es ist halt Geschmackssache. Sony lehnt sich ganz eng an das Smartphone- und Tablet-Design der Xperia Z Modellreihe an. Es ist also schwarz, kantig und mit dem bekannten großen Silberknopf. Das ist nicht jedermanns Geschmack. Meinen hat es allerdings ganz gut getroffen. So wirkt der schlaue Chronograph wenigstens nicht wie aus dem Kaugummiautomaten gezogen. Ein Eindurck, der bei Kunststoff-Uhren ganz schnell mal aufkeimt. Die Uhr ist auch für schmalere Arme nicht zu klobig, das Zeug zur eleganten Damenuhr hat sie aber nicht und wirklich edel ist auch anders. Sie wirkt, vor allem in Verbindung mit dem schweren Metallarmband, sehr modern und versprüht einen sehr kalten, funktionalen, technischen Charme.
Das Armband ist sowieso ein Thema für sich. Es besteht aus schwarz eloxiertem Edelstahl, sieht fraglos gut aus und fühlt sich auch verdammt hochwertig an, ist allerdings auch ziemlich starr und unflexibel. Es passt sich also nur sehr widerwillig an die Form des Arms an. Auch ist es mit fast 110g sehr schwer. Mehr als viermal so schwer wie die eigentliche Uhr.
Wenn man mich jetzt im Nachhinein fragt, kann man sich 20 Euro sparen und die Version mit Silikon-Armband kaufen, denn über kurz oder lang wird man sich für die Uhr wohl ein eigenes Armband zulegen.
Sehr schlau von Sony war es aus meiner Sicht, nur den Rahmen in Aluminium zu produzieren. Das Uhrgehäuse selbst ist komplett aus Kunststoff gefertigt und per Klemmpressung in den Rahmen montiert. Es benötigt also nicht mehr als etwas Hitze an den richtigen Stellen und die Uhr kann dem Rahmen wieder entnommen werden. Das ist gut für ein späteres Recycling und spart auch ne ganze Menge Gewicht.

Reparierbarkeit

In der ganzen Uhr gibt es keine austauschbaren Komponenten. Der rückseitige Deckel kann zwar mit etwas Aufwand entfernt werden um bspw. einen defekten oder gealterten Akku zu tauschen. Display, Glas und Platine sind aber mit dem Gehäuse verklebt. Hier ist nichts selbst zu reparieren. IFixit hatte die Uhr noch nicht in den Fingern, ich propezeihe jedoch keine Wertung jenseits von 3/10 Punkten.


Komme ich nach wenigen Tagen also zu einem ersten Fazit:

Sony ist die Smartwatch 2 recht gut gelungen. Zumindest hat man nach meiner Ansicht die richtigen Kompromisse gefunden. Sie ist nicht sonderlich schnell und das Display ist jetzt nicht mehr unbedingt auf der Höhe der Zeit, dafür hält der Akku vergleichsweise lange durch und lässt sich mit jedem normalen Smartphone-Ladegerät aufladen. Das App-Angebot ist gigantisch und praktisch konkurrenzlos.
Für eine möglicherweise dritte Ausgabe der Smartwatch würde ich mir Bluetooth 4.0 mit Low Energy Profile wünschen. Auch die Implementierung eines Mikrofons und eines kleinen Lautsprechers zum Telefonieren, aber auch für Googles Sprachsuche, wäre eine recht sinnvolle Erweiterung.
Die Anzahl der vorinstallierten Watchfaces könnte gerne etwas üppiger sein um noch mehr Individualität in die Anzeige bringen zu können. Eine Art Watchface-Baukasten, wie bei der Pebble, wäre natürlich ideal.
Rund rum gefällt die Smartwatch 2 ausgesprochen gut. Nach meiner persönlichen Ansicht bietet sie derzeit das stimmigste Smartwatch-Konzept.

Die ganz große positive Überraschung war, dass ich mich schnell an die Uhr gewöhnt habe und sie trotz des schweren Metallarmbandes nicht als Fremdkörper wahrnehme. Dazu muss man erwähnen, dass ich bestimmt 20 Jahre lang keine Armbanduhr mehr getragen habe und entsprechend skeptisch war.


Positiv:
- sehr gute, hochwertige Verarbeitung
- geringes Gewicht (wenn man nicht das Modell mit Metallarmband nimmt)
- ordentliche Akkulaufzeit
- Uhrzeit auch im inaktiven Modus sehr gut ablesbar
- gigantisches App-Angebot
- Kompatibilität zu fast allen Android-Smartphones

Negativ:
- Display mit recht schwacher Auflösung und einem Flair von 2003
- manche Apps mit langen Ladezeiten
- nur wenige Watchfaces im Lieferumfang
- Apps können nur alphabetisch oder nach Nutzungshäufigkeit sortiert werden
- Mikrofon und Lautsprecher wären schön gewesen

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