Samstag, 6. September 2014

IFA 2014 - ganz persönliche Eindrücke

Auch dieses Jahr war der Besuch der IFA unterm Berliner Funkturm eine gern besuchte Pflichtveranstaltung. Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. 2014 ist das Jahr, in dem Smartwatches endlich aus ihrem Nischendasein erhoben wurden und auch medial eine etwas breitere Aufmerksamkeit erlangt haben. Das führt dazu, dass das Interesse der Kunden inzwischen groß ist und auch mehr und mehr Hersteller diesem Interesse mit eigenen Produkten Rechnung tragen.

Smartphones und Tablets interessierten mich nur am Rande, Fernseher, Waschmaschinen und Kühlschränke eher weniger. Interessant sind auch die vielen kleinen chinesischen Stände mit allerlei Gimmicks. Das meiste davon wird aber oft nicht den Weg in den deutschen Einzelhandel finden, sondern hauptsächlich als Direktimport über eBay verkauft werden. Doch gerade hier kann man sehr spannende und neue Ideen sehen.

In Sachen Smartwatches standen bei mir genau drei aktuelle Produkte im Fokus. Die Sony SmartWatch 3 - für mich als Besitzer einer SmartWatch 2 natürlich irgendwo auch eine Art Heimspiel. Die LG G Watch R - LGs erste runde Smartwatch, die in aller erster Linie das Versprechen halten muss, die konzeptionellen Fehler der ersten G Watch behoben zu haben. Und die Asus ZenWatch. Die erste Android Wear Smartwatch mit gebogenem Display.

Die größte Enttäuschung - das gleich vorweg - war ASUS, die auch dieses Jahr wieder mal nicht auf dem IFA-Gelände vertreten waren, sondern ihre eigene Veranstaltung in der "Berliner Freiheit" am Potsdamer Platz durchführten. Tja, dann haben sie halt Pech gehabt. Nach 4h IFA hatte ich wahrlich keine Lust mehr auf diese "Ehrenrunde".



Fangen wir mit Sony an. War man letztes Jahr noch im City Cube, den sich dieses Mal Samsung gemietet hat, hat man dieses Jahr eine nicht minder prominente Standortwahl getroffen. Gleich die erste Halle gehört den Japanern und die bieten einen enormen Auftakt.



Mit dem SmartBand und dem SmartBand Talk (Foto) hat Sony zwei Geräte im Portfolio, die sich mehr an Sportler richten, wobei das SmartBand Talk fast schon eine abgespeckte Smartwatch ist. Es kann Sprachbefehle ans Smartphone weitergeben und zeigt auf einem eInk-Display einige rudimentäre Informationen wie Uhrzeit, Schrittzähler und ähnliches an.

Gleich einen Tisch weiter lag das Corpus Delicti - die Sony SmartWatch 3. Entgegen aller früheren Aussagen hat Sony ja nun doch eine Smartwatch mit Android Wear auf den Markt gebracht. Man hat offensichtlich die Vorzüge der Plattform erkannt. Das bedeutet natürlich auch, dass die bisherigen Smartwatches (SW1 und SW2) in Zukunft voraussichtlich etwas weniger Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere auch durch die Entwickler.
In aktuell 4 Farben (rot, gelb, weiß und schwarz) buhlt Sony um die Gunst der Kunden, die es gern etwas bunter mögen. Technisch hat man viel bewährtes beibehalten. So kann man auch die SmartWatch 3 weiterhin mit einem MicroUSB-Kabel aufladen, was ihr im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz ein unschlagbares Kaufargument in die Hände spielt. Dennoch ist die Uhr nach IP67 Wasser- und Staubdicht. Kann also auch mit unter die Dusche oder zum Baden mitgenommen werden. Passend dazu sind auch Sonys Smartphones und Tablets wasserdicht.
Ein weiterer Vorteil zur Konkurrenz ist das Display. Auch bei der SW3 setzt Sony auf ein transflexives LCD, das der SW2 schon eine beachtliche Akkulaufzeit von 3-4 Tagen beschert hat. In Anbetracht der etwas potenteren Hardware (Andoid Wear typische: Snapdragon 400, 512MB RAM, 4GB Flash, 400mAh-Akku) wird die SW3 vermutlich nicht ganz die Akkulaufzeit der SW2 erreichen, sollte aber die Konkurrenz übertreffen können. Leider gab man zur Akkulaufzeit noch keine Auskunft.
Ebenfalls herausragend sind einige Funktionen wie bspw. der integrierte GPS-Empfänger, der Motion-Tracking auch ohne verbundene Smartwatch ermöglicht, was für Sportler mglw. interessant sein könnte. Die SW3 ist derzeit die einzige Smartwatch am Markt, die bereits jetzt alle Funktionen des kommenden Android Wear Updates unterstützt. Bedeutet, ab Oktober kann die Uhr noch mal einige Funktionen mehr als die gesamte Konkurrenz.
Leider bedeutet Licht auch immer wieder Schatten. Entgegen der letzten beiden Generationen kann man bei der SW3 das Armband nicht mehr durch ein Standard-Armband ersetzen. Das Uhrengehäuse ist in ein Silikonarmband eingepresst. Dort kann man es zwar leicht entnehmen, einsetzen kann man es aber nur in passende Sony-Armbänder, die für etwa 25 Euro Listenpreis den Besitzer wechseln werden. Eine Befestigungsmöglichkeit für Federstifte gibt es leider nicht mehr. Vielleicht erbarmt sich ja ein Dritthersteller und bastelt um die Uhr ein entsprechendes Chassis.
Auch das Design sieht eher uninspiriert aus. Da haben LG und Motorola derzeit deutlich schickere Uhren im Angebot.
Die Preisempfehlung von Sony liegt bei 199 Euro. Ab Oktober soll die SW3 dann im Laden liegen.



Richtig geflasht hat mich allerdings das Sony Xperia Z3 Tablet Compact. Ein 8-Zoll Tablet, das in meinen Augen den Begriff "Tablet" neu definiert. Superdünn (6,4 mm), extrem leicht (272g) - also sprichwörtlich federleicht - und trotzdem mit schneller Hardware und großem 4400mAh-Akku, der 13h durchhalten soll. Natürlich wasserdicht und mit SD-Karte erweiterbar. Das riecht nach einem Pflichtkauf. Sonys Preisvorstellung liegt hier bei 379 Euro.




Auch die Smartphones Xperia Z3 und Z3 Compact haben mich technisch und optisch absolut überzeugen können. Sony wird 2014/2015 offenbar ein sehr deutliches Wort mitreden. Ein Geheimtip sind deren Geräte ja schon länger nicht mehr.


Weiter ging's zu LG, deren G Watch R gehört optisch auf jeden Fall zu den interessantesten Uhren dieses Jahr. Technisch hat das Vorgängermodell, die G Watch, ja eher weniger überzeugen können. Akkulaufzeiten von maximal 1,5 Tagen, technische Mängel wie korrodierende Kontaktflächen, der fehlende Hardware-Button, der fehlende Umgebungslicht-Sensor, etc. pp. . Bei der G Watch hat LG fast alles falsch gemacht, was nur ging. Ein typischer Schnellschuss eben, um Android Wear am Markt zu platzieren. Nun steht die G Watch R in der Pflicht, die Fehler zu korrigieren und teilweise kann LG hier tatsächlich Erfolg vermelden.
Die Uhr verfügt nun endlich über einen Hardware-Button, um die Uhr zu aktivieren bzw. deaktivieren und der Akku wurde minimal vergrößert. Auch LG gibt sich zur Akkulaufzeit etwas bedeckt. Ich orakel mal in die Runde und prophezeie eine Laufzeit von etwa 2 Tagen, mglw. etwas mehr. Man kann weiterhin das Armband wechseln und - tada - sie ist rund. Im Gegensatz zur Motorola Moto 360 ist sogar die komplette Fläche als Display nutzbar. Man muss also keinen hässlichen schwarzen Balken ertragen.
Nicht beseitigt hat LG die Idee, die Uhr nur per spezieller Dockingstation laden zu können und auch die dazu nötigen Ladekontakte liegen ungünstig auf der Haut. Es dürfte wohl auch hier früher oder später zu Korrosionen kommen. Wenn auch später. Den Fehler der ersten G Watch, die Kontakte dauerhaft unter Strom zu setzen, wird LG wohl hoffentlich kein zweites Mal machen. Den Umgebungslicht-Sensor hat man auch der G Watch R wieder nicht spendiert. Bedeutet also, dass man die Uhr praktisch immer auf voller Helligkeit betreiben muss, um auch unter schlechten Bedingungen (z.B. direkte Sonne) noch etwas sehen zu können.
Optisch überzeugt die G Watch R auf jeden Fall. Zumindest von weitem. Geht man näher ran, wirkt der dicke Rahmen einfach zu wuchtig für die ansonsten erfreulich kleine Uhr. Auch ist der Rahmen nur reine Show ohne funktionalen Nutzen. Man kann ihn nicht drehen. Zudem sieht man deutlich, dass er aus billigstem Kunststoff gefertigt wurde. LG hätte ihn besser weggelassen.
Angesichts eines angepeilten Verkaufspreises von stattlichen 299 Euro enttäuscht LGs Smartwatch-Interpretation ein wenig. Auch diese Uhr soll es ab Oktober zu kaufen geben.









Ansonsten hatte LG wenig zu bieten. Das G3 gibt es nun auch mit Stylus-Option. Naja...


Da sich ASUS nicht hat blicken lassen, zeige ich noch kurz ein paar Eindrücke an anderen Ständen.

Toshiba hat ein sehr interessantes Chromebook gezeigt. 13" groß, gescheites Display mit IPS-Panel und 1920x1080 Bildpunkten, 4GB RAM, 16GB SSD und eine ordentliche Akkulaufzeit stehen da auf der Haben-Seite des Toshiba Chromebook 2. Dafür kostet der Schoßwärmer auch etwas mehr als üblich. 329 Euro will Toshiba haben. Für 259 Euro gibt das etwas schwächer ausgestattete Modell mit 1366x786er Auflösung und nur 2GB RAM, dessen Akku dann aber auch sportliche 13h durchhalten soll.


Huawei hat dieses Jahr auch ein paar interessante Produkte.
So gibt es das Ascent P7 nun auch in einer Edition mit Saphirglas-Display



und für Fußballfans in einer Arsenal-Edition.




Sehr pfiffig finde ich Huaweis Talkband. Was wie ein gewöhnliches Smartband aussieht, entpuppt sich bei einem Druck auf den unscheinbaren Button als Multitalent. Denn was nur wie ein Smartband aussieht, ist in Wirklichkeit auch ein Bluetoth-Headset, das man mit einem Handgriff entnehmen und sich ins Ohr stecken kann.